Hurra Partikelfilter funktioniert wieder!

Wir waren extra zügig Richtung nach Antalya gefahren, um Probleme beim Fahrzeug noch am Freitag zu besprechen. Klar, passende Ersatzteile, wie die defekte Elektronik für den Scheibenwischer gibt es erst nach Lieferung aus Deutschland. Aber endlich war das Wissen da, um unseren verstopften Partikelfilter zu reinigen. In Asien hatten sie auch bei Mercedes-Garagen keine Erlaubnis für den elektronischen Zugriff auf dieses westliche Fahrzeug und das Wissen für Fahrzeuge mit Partikelfiltern fehlte.
Während den 10 Tagen über 4‘000 m in Tibet, konnte der Partikelfilter nicht mehr automatisch ausbrennen (muss unter 2‘000 m Höhe sein). Zu verstopft verlor der Motor viel Leistung und musste immer hochtourig gefahren werden. Über 300 % geladen, benötigte der Partikelfilter fünf elektronische Restart bis es gewaltig rauchte. Ob diese Filter-Reinigung wirklich der Umwelt dient?

Dank Helmut mit seinem 20-jährigen Wohnmobil und Çem, sein deutsch-türikisch-sprachiger Freund konnten wir uns auch besser verständigen. Allen ganz herzlichen Dank. Die Angestellten von der riesigen Mercedes-Garage waren extrem nett und luden uns zudem zu Ihrem Mittagessen ein. Ein super Service, der uns immer in Erinnerung bleiben wird.

Am Vortag fuhren wir zügig der Küste entlang. Intensiv bewohnt und mit extrem vielen Treibhäusern (kleine süsse Bananen). Teilweise erlebten wir eine super neue Autobahn mit Tunnels quer durch die Berge, aber es gab auch noch einen Teil mit richtiger Bergstrecke. Für uns viel einfacher als für die grossen Lastwagen, aber irgendwie müssen die Produkte geholt und die Leute versorgt werden..

ans Mittelmeer!

Es gab soviel Geschichtliches zu besichtigen, aber so viele „Steine“ konnten wir nicht verdauen. So fuhren wir zügig in Etappen weiter mit Ziel ans Meer. Hier war es herrlich warm, fast wie im normalen Schweizer Sommer.

Auf diesem Weg wurde es immer einfacher einen Campingplatz zu finden, welche auch von Türken und wenigen Ausländern genutzt wurden. Ausserhalb der Saison waren wir immer willkommen. In Gaziantep übernachteten wir ausserhalb an einem halb vollen Stausee und konnten unseren Haushalt auf Vordermann bringen (Wäsche).

Auf unserer Fahrt erkannten wir auch Auswirkungen vom Erdbeben letztes Jahr. Viel wurde inzwischen gebaut, aber wir sahen auch Zelte oder Containerdörfer (oben).
Die Städte wachsen enorm und wir fuhren durch viele Satellitenstädte und auch intensiv genutzte Landwirtschaft.

Die Stadt Tarsus ist seit Jahrtausenden besiedelt. Die Altstadt wirkte fast etwas verlassen, da Erneuerungen schwierig und Sanierungen sehr teuer sind. Wenn man etwas tiefer gräbt, kommt viel Geschichte hoch – nicht einfach. Ob Apostel Paulus und Prophet Daniel wirklich hier begraben sind, wollten wir nicht überprüfen.

Wir fuhren weiter dem Meer entlang nach einer Grossstadt Mersin zu einem Zwischenstop. Glück gehabt, direkt am Yachthafen konnten wir parken und unseren Kaffee trinken. Auch weiter suchten wir schöne Strandplätze, nicht einfach war doch die ganze Strandmeile überbaut.

Römische Mosaike

In zwei Städten besuchten wir zwei neue, riesige Museen mit römischen Mosaiken aus 2.-4. JH. n. Chr. Hier musste es den Römern sehr gut gegangen sein, konnten sie doch riesige Villen bauen.

Viele Mosaiken auch in Gaziantep sind sehr gut erhalten und das Grösste ist 70 m2 gross. Dank Notexplorationen vor dem Auffüllen eines Stausees konnten viele noch gerettet und ins Museen gebracht werden. Interessant, dass der Stausee dank dem Wasser weitere Mosaiken freilegte und nach dem Absenken weitere ausgegraben werden konnten.

Mesopotamien – vom Tigris bis zum Euphrat

Weiter fuhren wir über dieses sehr früh besiedelte Gebiet nach Sanliurfa, über den Euphrat bis nach Gaziantep. Anfänglich wurde viel Weizen angebaut, danach folgten Maulbeer- und Olivenbäume.

In Sanliurfa besichtigten wir nicht nur das Mosaikmuseum, sondern auch das historische Museum. Schon spannend, was nach über 12‘000 Jahren immer noch zu sehen war, wie sie gelebt hatten und wie früh schon die Spezialisierung im Handwerk begann. Die verschiedenen Zeitalter von Neolith 10’000 BC über Töpfer-, Bronze-, Eisen-Zeit, von Griechen bis Römer wurden gut dargestellt.

Wir reisen weiter, wie früher die Karawane

vor 12‘000 Jahren lebten hier Menschen!!!

Wir fuhren durch sehr früh besiedeltes Gebiet in Nord-Mesopotamien. Bereits vor der Ägyptischen Pyramide und Stone Hedge wurden hier tempelartige bis 3 m hohe Steelen errichtet und mit Figuren verziert.

schönes Gelände mit viel Geschichte

Früh am Morgen verliessen wir die rasch ausgebaute „Kurdenstadt“ (40 % Wachstum seit 2008) und fuhren durch sehr steiniges. leicht hügeliges Gelände. Teilweise wurden die grossen Steine aufgesammelt und zu Mauern aufgetürmt, dass danach Weizen angepflanzt werden konnte. Ansonsten mussten sich die Schafe mit dem heute kargen Boden zufrieden geben.

In Göbeklitepe, einem erst seit 1995 bekannten Ausgrabungsort machten wir einen Halt. Wir lernten, dass nach der letzten Eiszeit bereits Jäger hierher wanderten, dabei ihre Höhlen verliessen und dank den wärmeren Temperaturen zeitweise Sesshaft wurden. Um 9’000 BC entstanden Siedlungen und erste „heilige“ Stätten wurden errichtet. Erstaunlich, wie sie damals bereits drei Meter hohe Steinsteelen mit Tierfiguren bearbeiten und errichten konnten.

Modell, wie es damals hätte aussehen können.

Uns gefiel es hier und so wollten wir in diesem Gebiet übernachten. Mit dem MG-Bobil erklammen wir einen Hügel, genossen die Aussicht, unser Mittagessen und die mit 22 °C angenehmen Temperaturen. So schön kann Reisen sein!

weiter auf der Seidenstrasse westwärts

In zwei Etappen fuhren wir weiter westlich auf der Seidenstrasse Richtung Meer.

Idee unserer Route bis Antalya

Wir fuhren dem See entlang, freuten uns über die schöne Sicht in die Schneeberge und konnten die sehr alte armenische Kirche auf einer kleinen Insel von Ferne sehen. Danach ging es in die Berge und lange ein Tal hinunter bis zur Malabadi Brücke.

Wir übernachteten hier bei der höchsten alten Bogenbrücke aus dem 11. JH.. Fest auf Felsen gebaut, hatte sie einige Erdbeben und Kriege überlebt. Das Erlebnis, direkt am Wahrzeichen Mitten in diesem Dorf zu übernachten ist dank Wohnmobil einfach möglich.

Anderntags fuhren wir über *biblisches Gebiet“ mit sanften Hügeln und sehr viel Weizenanbau bis nach Diyarbakir einer vor Christus erbauten Festungsstadt am Tigris. Die Römer erweiterten 349 AC die Stadtmauern. Durch das Flusstal geschützt und mit riesigen Ringmauern aus Basaltstein umgeben war es ein Bollwerk gegen die Perser.
Neu flüchteten viele Kurden aus Syrien hierher und inzwischen ist die Stadt bis auf eine Mio. Einwohner gewachsen.

Wir schlenderten mehrmals durch diese Altstadt und über die Mauern, welche bei einem Erdbeben 2023 stark beschädigt wurden. Alt und neu, Armenische Kirchen und Moscheen, bunter Basar und unterschiedliche Menschen – hier lebt ein buntes Gemisch miteinander.

Uns gefielen neben der alten Kultur auch die vielen engen Gassen, wo auch Kinder spielten.

Van – grösster „Soda“-See

Von der ersten türkischen Grenzstadt Dogubayaznt fuhren wie weiter südwestlich nach Van. Diese Stadt erlebte 2011 ein grosses Erdbeben und wurde neu aufgebaut. Wir besuchten das neue, riesige Museum. Über die Geschichte Zentralasiens mit Besiedlung von Steinzeitmenschen bereits ab 5‘000 BC bis in die Neuzeit gab es sehr viele gut erhaltene Stücke. Besonders beeindruckend waren die Steinsteelen ab dem 5. JH. BC aus Kalkstein..

Die Stadt wurde bereits im 9. JH. BC auf dem Berg errichtet. Viel Handel, Bronze und Eisenverarbeitung brachte Erfolg. Auch früh wurde bereits über Kanäle bewässert.

Modell: Links Palast, Rechts ummauerte Stadt

Die Stadt liegt am Vansee. Dies ist ein riesiger, 500 m tiefer Binnensee ohne Abfluss, welcher von vulkanischem Gestein beeinflusst wird. Hier fanden wir auf einer Flussmündung einen wunderbaren Platz, wo wir zwei Nächte blieben.

Umgeben von frisch verschneiten Schneebergen (nach intensivem Regen) genossen wir die herrliche Aussicht, schöne Spaziergänge und das bearbeiten von Fotos und der Webseiten.

Zur Grenze bis zum Palast

Morgens früh fuhren wir 20 km bis zur Grenze. Um Schmuggel aus Iran zu unterbinden, mussten wir einen vollen Dieseltank zu Türkischen Preisen verzollen. Ansonsten war die Ausreise recht einfach, die Einreise wurde wegen Schichtwechsel in der Türkei etwas verzögert. Alles wurde kontrolliert, aber verglichen zu den vielen Lastwagen welche auch teilweise drei Tage am Zoll warten müssen, waren unsere gut zwei Stunden sehr erträglich. Erst an solchen Übergängen wird einem bewusst, was die europäische Zollunion für Vorteile bietet.
Iran importiert auch wieder Lastwagen jünger als drei Jahre aus Europa. Wir sahen Hunderte, welche bis 4 Monate für die Verzollung warten müssen.

So kamen wir um die Mittagszeit in die Grenzstadt Dogubayazit und konnten einfach an einer Tankstelle LPG-Gas für die Küche tanken, SIM-Karten lösen und Geld wechseln, normales Brot kaufen etc.. Das Bezahlen mit Kreditkarten war auch wieder möglich – welche Vereinfachungen!

Nach dem Stadtbummel entschieden wir uns zum nahegelegenen Palast aus dem 18. JH. auf dem Hügel zu fahren und später dort einfach zu übernachten. Spannend wieviele Einheimische diesen Aussichtspunkt besuchten.

Ob das den Haremsdamen trotz super Ausblick auch so gefallen hatte wie uns?

Erste christliche Kirche

Von Täbris fuhren wir 5 h 300 km über Hochebenen bis zur Grenzstadt Maku.

Wir verlassen die 2.5 Mio. Stadt Täbris

Unser wichtigster Zwischenhalt galt dem ersten für Christen gegründeten Kloster von Jünger Judas Taddäus. Er wurde 66 n.Chr. hier als Märtyrer auf einem Hügel begraben. Nach der Zerstörung durch ein Erdbeben 1319 wurde die Kirche am gleichen Ort in heutiger Form neu errichtet. Alle armenischen Kirchen wurden im gleichen Raster gebaut und haben eine wunderbare Akustik.

Diese 1’800 m hohe Hochebene wirkt im Abendlicht „Biblisch“ und wir verabschieden uns vom Grabmal Judas Taddäus.

Einkaufen im Täbris-Basar

Wir nutzten die Gelegenheit für Einkäufe im Iran, von Trockenfrüchten, Gewürze, über kleine Geschenke bis zu einem Teppich.

Wüstenstadt Täbris mit schönem Park

Mit der U-Bahn fuhren wir früh in die Stadt, schlenderten durch Einkaufsstrassen zum sehr vielseitigen, grossen und lebendigen Basar. Uns gefällt diese Atmosphäre und bei der Rückkehr nach der Mittagszeit herrschte bereits ein Gedränge, da Donnerstag (wie Samstag für Westen) bei herrlichem Wetter und idealen Temperaturen.

Die Schwierigkeit für uns war immer das Geld. Da keine ausländische Kreditkarte einsetzbar ist, keine Bank Geld wechselt war man immer auf entsprechende (Strassen-) Händler mit ihren Tageskursen angewiesen. Zudem trägt man Millionen von Rials in Bergen von Papier herum. Dazu kommt, dass vieles in Toman angeschrieben ist und bei Noten teilweise die Nullen weggelassen werden. Gut haben wir Sirous, einen Iraner zur Seite, der sich damit auskennt.

Für uns ist vieles sehr günstig, da subventioniert. Extrem günstig sind Energien wie Benzin, Gas, Strom. Für 50 Liter Diesel zahlten wir 50 Rp. plus Service. Da wir nur an zugelassenen Orten mit „Notfallkarte“ tanken können, sind dafür 2x 15 km und eine Stunde dazu zu rechnen. Schade, es wird nicht gespart, Hotels sind überheizt und jedes uralte Stinkauto fährt noch auf der Strasse.