Abschluss unserer Seidenstrasse in Canakkale

Diese geschichtsträchtige Ecke zwischen Vorderasien und dem Europäischen Kontinent mit der Schiffsverbindung zwischen Mittelmeer – Marmarameer – Schwarzes Meer wollten wir näher kennen lernen.
Es ist ein riesiges meist flaches und fruchtbares Gebiet, heute mit viel Bewässerung und jahrtausendealter Geschichte (erste Besiedlung 6’000 BC).

Nach dem Besuch von Troja wollten  wir wieder nah ans Meer. Dank einem Tipp vom „Österreichischen Kurt“ suchten wir den „super Platz“. Unser erster Versuch endete am Meer vor einem Gittertor mit millitärischer Bewachung. Klar, diese Meerenge ist strategisch wichtig. Der zweite Anlauf endete vor einem Hafen mit nicht sehr anmachendem Restaurant. Erst der dritte Anlauf endete auf einer Anhöhe mit herrlichem Ausblick und unten einen verwilderten Strand, der auch zum Schwimmen einlud. Abends bei dieser Ruhe dieses Farbenspiel beim Sonnenuntergang zu geniessen, ist einfach unvergesslich!

Anderntags fuhren wir an verschiedenen Orten vorbei zur Meeresenge, kauften ein und spazierten durch die Altstadt.

Etwas überraschend spazierten wir an einer glasierten Tontafel vorbei, welche vom Seidenweg mit Kamelen im Jahr 1996-1997 Xian, China bis Canakkale, Türkei berichtete. Wir hatten diesen Weg wesentlich konfortabler in fünf Monaten geschafft. Vielen Dank!

Troja

Die Geschichte vom Trojanischen Pferd hatte uns bereits als Kinder fasziniert. Ob es nur eine Erzählung ist?
Noch eindrücklicher ist die Mythologie, warum dieser Krieg stattfand. Die schöne Göttin Helena (alle Männer waren ihr verfallen) war verheiratet mit König Meleanos von Sparta. Sie verliebte sich in Paris, den Sohn des Königs Priamos aus Troja, der sie  nach Troja entführte. Meleanos zog zu ihrer Befreiung  in den Krieg und belagerte zehn Jahre die Stadt Troja. Erst dank Aphrodites Hinweis baute er dieses grosse hölzerne Pferd als Geschenk und meldete seinen Abzug.
Entgegen dem weisen Rat vom Priester Laokoon wollten die Trojaner das riesige Pferd (5 t, 9 m hoch)  in die Stadt holen. Dazu mussten sie ihre Mauern einbrechen. Nachts schlichen sich die Sparta-Krieger aus dem hölzernen Pferd und konnten so den Weg für Meleanos frei machen. Zitat: Traue nie einem griechischen Geschenk!
Helena war gar nicht in der Stadt und Meleanos musste weiter nach Ägypten und sie dort befreien. Danach konnten sie noch einige Jahre zusammen leben.

Aufgrund der Erzählungen wurde lange nach dem Standort von Troja gesucht. Um 1870 machte der deutsche Heinrich Schliemann erste Ausgrabungen und schenkte später die Fundstücke ans Berliner Museum. Nach dem zweiten Weltkrieg waren sie verschwunden und wurden erst 1990 wieder in Moskau und St. Petersburg neu ausgestellt.
Troja liegt auf einer Anhöhe und hat ein neueres Museum. Dort gab es schöne Ausstellungsstücke und viel Informationen über die Geschichte seit der ersten Besiedlung 6’000 BC. Erstaunlich, was bereits Jahrhunderte vor Christus an Kunst gefertigt wurde.

Zwei Tage am Meer

Wir genossen zwei ruhige Tage am Meer auf einem schönen Camping in einer riesigen Meeresbucht. Es war zwar immer noch recht kühl und das Wasser erst ca. 18 °C. Trotzdem genoss Martin einmal das sehr saubere Wasser.

Auch die Strandspaziergänge waren schön, konnte man hier der flachen Küste nach wandern. In die kleine Küstenstadt Burhaniye waren es 4 km, aber es tat gut. Hier genossen wir auch das bisher beste Pide – richtig fein. Die Türkei bietet auch gutes Gemüse, schmackhafte Orangen und die besten Erdbeeren ever (richtig rot, gross, süss, und sehr geschmackvoll) – 1 kg für 3.20 CHF.

Am Camping gab es doch schon einige vorwiegend türkische Fahrzeuge. Schön, wie es auch die Kinder hier geniessen. Hier eine Auswahl an verschiedenen Wohnformen.

In die Grossstadt Izmir?

Zuerst Nein, am Vorabend Ja – entschieden wir uns nach Izmir, der drei Mio. Stadt, zu fahren und deren Altstadt zu besichtigen.

Anstelle auf der Autobahn fuhren wir die kurze Strecke dem Meer entlang und kamen in der Mittagszeit nach Menderes, einer kleinen Vorstadt mit  engen Strassen und viel Verkehr. Vor einem schönen Frucht- und Gemüsemarkt konnten wir (etwas türkisch) halten und einkaufen. Später fanden wir einen schmalen Parkplatz an der Hauptstrasse, ein feines Minirestaurant und danach ein Kaffee mit Gebäck. Die Leute waren sehr nett und aufmerksam. Solche spontane Kontakte schätzen wir sehr. Die Türken sind recht tolerant und gewohnt, einfach den Hindernissen auszuweichen.

Etwas ausserhalb von Izmir fanden wir einen Campingplatz, eher ein Standplatz für eine Wohnwagen-Ausstellung. Aber in der Nähe gab es zwei Einkaufscenter,  eine U-Bahnstation, welche im 2024 neu eröffnet wurde und wir konnten das Auto waschen lassen.

Bei der U-Bahn-Station funktionierte das Drehkreuz mit unseren Kreditkarten einfach nicht. Warum? Ein Kontrolleur kam zu Hilfe und gab uns den Hinweis, dass heute ein Feiertag für Kinder war. Deshalb waren alle Fahrten gratis. Dies erlebten wir am Nachmittag mit  so vielen Spaziergängern am Pier.
Gut waren wir frühzeitig unterwegs, hatten fein gegessen und einige Kleinigkeiten eingekauft. Das Erdbeben von Istanbul  hatten wir auch sehr kurz gespürt, ohne irgendwelche Aufregung. Alles gut!

Menschen in Ephesus

Kreuzfahrtschiffe können in Kusadasi anlegen und mit den Bussen kommen so viele Touristen einfach zu der bekannten Ausgrabungsstädte Ephesus. Entsprechend haben sich auch die Türken organisiert mit 40 Euro Eintritt, weiteren Museen für zusätzlich 15 Euro und vielen Tourguides, Shops, etc.

Für uns hiess es, am frühen Morgen zu starten und sich Zeit zu lassen. Die ehemalige Lage mit Meeresanschluss, war sicher sehr eindrücklich (heute versandet). Die  vielen, riesigen Anlagen mussten sehr spektakulär gewesen sein (vieles  durch Erdbeben, etc. zerstört).

Später im 6. JH. wurde die Hauptstrasse bereits „verkehrsberuhigt“ und die Wagen  konnten nicht mehr durch das verengte Tor fahren.

Da wir schon andere Ausgrabungen gesehen hatten, war die Grösse der Anlage und des riesigen Theaters neu. Aktuell wurde mit zwei riesigen Kränen teilweise neu gebaut. Ob es einmal so schön wie damals wird?

Bereits 1885 wurden Ausgrabungen von Österreich unterstützt. Daher gibt die ehemalige Bibliothek plastisch Eindrücke von Grösse und Schönheit wieder.

Schöne Eindrücke bleiben. Neu gelernt haben wir, dass die Säulen mit Eisen/Blei ausgegossen und verbunden wurden (rechts Löcher mit Ausfluss).

An der Küste gab es einen relativ schönen Sandstrandabschnitt mit vielen Autos, Campern und Abfall. Für uns eine Gelegenheit zum Mittagessen, aber mehr nicht. Wir fanden ein wunderbares Camping, so friedlich, sauber und schön – richtig herrlich.

Und wie verbrachten die Türken den Ostersonntag? In Meeresnähe auf einem riesigen „Picknickplatz“ erlebten wir viele Familien beim Grillen und Chillen.

Berühmtes Hierapolis Pamukkale

Viele Touristen kommen hierher. Es gibt drei Gründe, einerseits die griechisch/römischen Ausgrabungen von Hierapolis, zweitens die spannende Erfahrung zu Fuss über die nassen Kalkfelsen zu wandern und drittens der Ballonflug am frühen Morgen.

Wir waren froh, dies mit genügend Zeit und in Ruhe zu erleben, nicht wie viele der Gruppen mit ihren getakteten Busfahrten. Am Morgen wanderten wir mit wenigen  Personen über die Kalkfelsen hinauf. Dies war auch für uns ein neuartiges Erlebnis. Um die Verschmutzung zu reduzieren, muss man die Schuhe ausziehen und spürt somit direkt diese vielfältigen Kalkrippen und warmes sowie kaltes Kalkwasser – wunderbar!

Oben angekommen gab es einen herrlichen Ausblick und viele Touristen, welche nur von oben kommen.

Weiter oben auf dem Plateau findet man die antike Stadt mit Museum, Theater etc. In der Arena beobachteten wir das „Spektakel“ der Touristen.

Über das weitläufige Gelände wanderten wir 9 km mit dem herrlichen Ausblick in die Schneeberge. Besonders beeindruckend waren für uns auch die vielen in den Felsen gehauene Wasserkanäle und der viele rote Mohn.

Für den ca. einstündigen Ballonflug zum Sonnenaufgang mussten die Leute um 6.30 bereit sein. Martin startete an zwei Morgen etwas später und konnte mit der Drohne sich viel freier und unbeschwerter  in der Luft bewegen.

Weiter nach Pamukkale

Von dem schönen Sagalossos auf 1’900 m genossen wir die Fahrt über die Hügel retour an einfachen Gebäuden vorbei.

In den Ebenen fanden wir viele trockene Flüsse und auch wenig bis kein Wasser in den Seen. Dort wo bewässert wird, wächst vieles, auch Reben.

Unseren Zwischenhalt genossen wir an einem Ort, wo über alle Hügel Lavendel angebaut und in der Saison verkauft wurde.

So kamen wir nach dem Touristenort Pamukkale mit seinen Kalkfelsen. Wir waren glücklich, dass wir mitten im Dorf unseren Standplatz fanden. Zuerst ganz allein, am Ostersonntag mit sechs andern Fahrzeugen.

Im Marmorland

Schon vor 2’000 Jahren wurde hier Marmor abgebaut und heute?
Von vielen Hügeln wird ein mehrfaches abgebaut. Schon von weitem sieht man die Narben in den Hügeln. Viele Fabriken, hunderte von Lastwagen zeugen von einem einträglichen Geschäft.

Wie entstand Marmor?
Kalk (Calcit und Dolomit, etc.) wurde unter Druck und Hitze zu Marmor.
Hier fanden wir immer noch viel kalkhaltiges Wasser, welches die Felsen weiss übertüncht. Direkt erlebten wir es in der Kaklic Felsenhöhle und später in Pamukkale.

Immer alles klar? – Chancen nutzen!

Burdur ist eine grössere Stadt mit 30’000 Einwohnern und wir konnten endlich wieder einmal den riesigen Markt und ein gutes Restaurant geniessen.

Wir planen gerne unsere eigenen Wege. Manchmal ist es nicht so einfach, den „Richtigen“ zu finden. Gestern noch entschieden wir uns, weiter an den nächsten See zu fahren; heute auf der Fahrt spontan dagegen. Warum?

Der Burdur See ist zwar gross, aber bereits relativ trocken. Auf unserem idyllischen Parkplatz am See wurde bis ein Uhr nachts herumgefahren und Lärm gemacht. Also wollten wir doch lieber in die Berge trotz kurvigen Bergstrassen.

Es hatte sich gelohnt. Die Griechen und Römer wussten einfach, wo es schön war! Ihre Stadt Sagalassos auf 1’500 m hatte einen traumhaften Ausblick und damals wahrscheinlich noch viel mehr Vegetation. Also in Ruhe über das riesige Gelände wandern, die Eindrücke wirken lassen und entspannen.

Das schönste an diesem Ausflug war die Übernachtung. Ganz allein mit fantastischem Ausblick. So etwas findet man nicht alle Tage!

Lange Geschichte und heute?

Wir bewegten uns in geschichtsträchtigen Gebiet (rote Punkte)  und somit lernten wir laufend Neues dazu. Einige Ausgrabungen und Museen hatten wir besichtigt. Folgende Bilder stammten aus dem Museum von Burdur. Sie zeigen schöne Stücke aus einigen von uns besichtigten Ausgrabungen. Einfach eindrücklich, was vor 2’000 Jahren möglich war. Nicht zu vergleichen, wie „primitiv“ heute unterhalten und gebaut wird. Ist soviel handwerkliches Geschick verloren gegangen? Beispiele:

Auch Nachbildungen boten nicht die gleiche Qualität (13 tanzende Frauen)..

Staunen wir deshalb, was früher mit viel einfacheren Mittel möglich wurde?

Und in welcher Grösse mit welchen Mitteln – z.B. tonnenschwere grüne Marmorsäulen aus Griechenland auf diese Hügel transportiert (1’500 m)?

 

Wieviel Aufwand für den Ahnenkult und in lange Lebensdauer investiert wurde?

In den nächsten 2’000 Jahren, was wird man von uns bestaunen können?