Kaspisches Meer

Der Wunsch war, auch die Kaspische Meeresgegend einmal zu sehen. Martin erlebte hier vor vielen Jahren Sommerferien am Meer. Von Teheran fuhren wir damals mit einem Mercedes 220 über den Pass ans Meer. Die Benzinpumpe überhitzte oben im dunklen Tunnel – ein Schreckensmoment blieb in Erinnerung.

Heute ist das Meiste an der Küste der Strasse entlang verbaut. Lange musste man suchen bis wir einen Blick auf das Meer werfen konnten. Ja, die Bevölkerung Irans hatte sich in den letzten 50 Jahren auf 80 Mio. verdreifacht – eine riesige Entwicklung!

Im Iran gibt es viele trockene Gebiete. Umso schöner erlebten wir hier diesen grünen Gürtel am Meer. Abwechslungsweise regnete es intensiv an zwei unterschiedlichen Tagen. Umso schöner danach der blaue Himmel und die frische Luft.

Die Iraner sind meist sehr ruhig und gesittet, ausser beim Autofahren. Hier hat es sehr viele Fahrzeuge – vor 30 Jahren 3 Mio. heute 30 Mio. PKWs – und kurz noch überholen von rechts oder links, erlebten wir ähnlich wie in China oder Indien.

Dank dem Regen hatte es oben in den Bergen geschneit. Einfach schön diese weissen Berge, die Herrlichkeit schmilzt jedoch schnell.

Kultur pur

Diese alten Kulturen, verschiedene Religionen, der Jahrhunderte lange Austausch von Wissen und Waren begleitete uns auf der Reise von sehr früh bis in die heutige Zeit.

Anbei ein Beispiel einer Moschee mit Mausoleum aus der Safawidenzeit vom 11.-14. JH. Hier wurde der Sufi Bayezid Bastami, einer der berühmten Iranischen Mystiker aus dem 3. JH. begraben. Die Inschriften und Mosaiken wurden in 3 D errichtet. Wir wurden spontan von einer netten Wächterin vor dem heiligen Mausoleum (grün) fotografiert.

Auch die heutige Kultur mit ihrer Höflichkeit und Gastfreundschaft durften wir immer wieder geniessen. Auf Wunsch konnten wir immer im Fahrzeug schlafen und erlebten doch schöne Begegnungen wie hier in einer Jurte beim Essen mit einem Ausflug in die Berge.

Tee wurde von einem iranischen Diplomaten in Indien nach Lahijan, einer fruchtbaren Gegend am Kaspischen Meer, gebracht. Er überzeugte einige Chinesen hierher zu reisen und den Teeanbau zu fördern. Somit wird hier heute viel Tee angebaut und der ursprüngliche Seidenanbau wanderte nach :.. ab.

In Ramsar besichtigten wir einen kleinen Präsentationspalast von Reza Schah mit grossem Park. Seine Frau Farah Diba hatte auf der ganzen Welt viel Kunst eingekauft und gesammelt. Viel Elfenbeinschmuck, Möbel und Porzellan wurde hier im heutigen Museum ausgestellt. Solche Anlagen wurden damals in vielen Städten gebaut.

Etwas vom Schönsten war jedoch in Ardabil das Mausoleum von Schah Ismail Safavi aus der Safawidenzeit im 15. JH. Er war auch Dichter und Mystiker. Aus dieser Stadt kam die Dynastie der Safawiden. Wir genossen in Ruhe diese sehr schönen Räume in ihrer gut erhaltenen Herrlichkeit.

Weiter ging es in einen riesigen Empfangs-Saal mit vielen Ausstellungsstücken von damals.

Den Boden schmückte ehemals ein riesiger 11 m langer, besonderer Teppich. Um das Dach zu reparieren wurde er nach London verkauft und wir konnten eine Kopie besichtigen.

Der Scheich war auch ein grosser Sammler von Schriften, Porzellan aus China und die vielen Hohlräume in den riesigen Räumen sollen voll davon gewesen sein.

Die Sufis als Mystiker lebten sehr einfach. Ein Wollfilzmantel zum Leben genügte und so zogen sie umher. Gott zeigte ihnen den Weg und schaute, dass sie zum Essen und Schlafen kamen. Wieviele davon gibt es noch heute???

Längere Fahrten

Uns standen längere Tagesetappen bevor – recht gute Strassen, viel Verkehr, sehr viele Dörfer, über Berge – mit teilweise unter 40 kmh Tagesdurchschnitten. Wir nutzten jedoch immer auch die Gelegenheiten Neues zu Entdecken.

Unsere geplante Reise durch den Iran

Bei unserer früheren Reise fuhren wir weiter südlich durch den Iran.

Um die Karawansereien entwickelten sich Dörfer, welche heute wegen Abwanderung schwierig zu unterhalten sind. Ausserhalb gab es Abbaugebiete für Mineralien.

Innenhof mit einzelnen Zellen, Pferde draussen, Kamele und Treiber rechts in höheren Räumen

Trotz allem waren die Fahrten abwechslungsreich, auch durch die weite Wüsten, interessante Berge bis hin zum grünen Gebiet am Kaspischen Meer.

Neyshabur mit 2 Mio. Einwohnern im 11. JH.

Ab 3. JH. lebten Leute hier. Später grösste Stadt an der Seidenstrasse wurde sie von den Mongolen im 13. JH. komplett dem Erdboden gleichgemacht. Die Königin kontrollierte, ob danach wirklich neu Felder mit Gersten angepflanzt wurden.

Von Mashhad fuhren wir fünf Tagesritte der Seidenstrasse entlang. Früher war alle 24 km eine Karawanserei, wo nach dem Tagesmarsch übernachtet wurde. Hier gab es für bessere Leute einen Raum, ausserhalb wurde das Pferd angebunden. Die Kamele und ihre Treiber waren in hohen Räumen untergebracht, wo in der Mitte erhöht die Waren abgeladen wurden.

Danach besuchten wir eine Pilgerstätte von Imam Reza, der als Kalif barfuss von Esfahan bis Mashhad pilgerte. Dabei stellte er fest, dass es wenige gute Unterkünfte gab und ordnete an, tauschend neue Karawansereien zu bauen. An diesem Ort bat er um Wasser. Die Leute sagten, sie müssten lange Wege in die Berge gehen. Somit betete er an einem Stein und seit dem fliesst frisches Wasser. Wir sahen junge Pilger zu Fuss aus Irak, die hier einen Halt machten und beteten. Wir wurden als besondere Gäste begrüsst und mit Geschenk – Fussabdruck von Imam Reza – beglückt.

Wir besuchten das Grabmal von Attar, dem grossen Dichter. Früher wurde alles in Versform geschrieben und mit Gesang vorgetragen. Danach setzten wir uns in den Park zum Mittagessen.

Abends übernachteten wir in einer Ecolodge, wo uns ein interessanter Mann begrüsste, ein Metzger, Künstler und Sammler.

Herzliche Begegnungen

Iran ist ein sehr gastfreundliches Land. Dies beginnt bereits beim Zoll, immer wieder auf der Strasse, im Restaurant, Geschäft und besonders bei privaten Einladungen. Die ersten drei Nächte in Mashhad verbrachten wir auf einem grossen Gasthof und wurden zu unserem Guide Sirous mit Familien eingeladen.

Mashhad – wichtigste Pilgerstätte für Schiiten

Ein lange gehegter Wunsch für Martin ging in Erfüllung – ein Besuch der Moscheen von Imam Reza in Mashhad. 30 Mio. Pilger im Jahr und bei besonderen Anlässen bis 5 Mio. Pilger pro Tag kommen hierher. Nach Mekka, Medina ist dies die Drittgrösste Pilgerstätte für Moslems.

Vor dem Eingang kam ein freiwilliger Herr und brachte einen sauber gewaschen und gebügelten Tschador. Spontan halfen lachende Frauen Gaby, diesen korrekt anzuziehen. Nach der Eingangskontrolle kamen wir auf mehrere riesige Plätze mit vielen Moscheen. Eine war schöner als die Andere und seit 15. JH. immer noch mit herrlich glasierten Mosaiken. Immer wieder wurde und wird der Komplex erweitert um die wachsende Anzahl von Pilgern zu bewältigen.

Als Gäste wurden wir von einem Mullah begrüsst, ein Einführungsfilm gezeigt und Fragen beantwortet. Obwohl es viele Leute hatte, verlief alles sehr ruhig und ordentlich. Die Hunderte von Hand geknüpften, sehr sauberen Teppiche wurden zum Gebet ausgerollt. Nach Aussage werden sie nach drei Jahren gewaschen, ins Ausland verkauft und durch neue ersetzt.

Spannend, wie immer noch schönes Handwerk möglich ist und wieviel Glanz und Herrlichkeit nötig ist. Für uns war es auch sehr eindrücklich, wie unkompliziert wir durch die Räume von Betenden wandern konnten und wieviele Pilger aus so verschiedenen Ländern dies als lebenswichtigen Abschnitt betrachten. Hier im Untergrund eine Moschee für betende Araber.

Weiter ging es zu Museen mit sehr eindrücklichen alten Schriften und schönsten handwerklichen Arbeiten..

Mahmoud Farshchian, der wichtigste Iranische Maler, geboren 1930 in Isfahan kreierte Bilder aus den Versen von Ferdowsi, welcher nach der Arabisierung um 1’000 nach Christus dreissig Jahre umherwanderte und die persische Vergangenheit suchte mit ihren herrlichen Geschichten. Er schrieb über 60‘000 Verse, welche der Künstler in neue fein gepunktete Bilder umsetzte. Für uns herrlich, diese verschiedenen Geschichten – fast wie Märchen – zu hören.

Am Schrecklichsten findet Martin die Sage vom Rostam, dem damals kräftigsten Mann. Er durfte seine geliebte Prinzessin aus dem Nachbarland nie heiraten, Bei einem Krieg forderte er den stärksten Mann zum Kampfe heraus. Sohrab, ein dreizehnjähriger Junge trat hervor. Rostam war überrascht von der Kraft dieses Jungen, konnte ihn schlussendlich aber schwer verletzen. Da sah er dar das Armband, das er ursprünglich seiner Prinzessin für ihre Nachfolger gegeben hatte. Das Schlimmste war passiert, er hatte gegen seinen eigenen Sohn gedämpft. Er ritt die ganze Nacht durch und holte Medizin gegen das Gift. Aber er kam zu spät, sein Sohn war bereits tot.

Retour nach Buchara

Wir fuhren problemlose 350 km Autobahn retour durch die Wüste nach Buchara. Hier galt es für die Ausreise nach Turkmenistan alles vorzubereiten: Fahrzeug waschen, Diesel, Gas, Wasser, Küche auffüllen, Reinigung, Pneudruckkontrolle, Wäsche waschen und auch die mögliche Reise durch den Iran zu planen.

Screenshot

Daneben konnten wir uns erholen und weitere Teile von Buchara entdecken. Das älteste Mausoleum Zentralasiens hat schon 1‘100 Jahre hinter sich und besticht durch die einfache, sehr abwechslungsreiche und demnach robuste Ziegelbauweise (Mauern 1.8 m dick).

Weiter ging es durch den schönen Park (ehemals Friedhof), Zwischenhalt bei den Taubenzüchtern am Samstag Morgen mit anscheinend speziellen Buchara-Tauben.

Das Thema Wasser und Kanäle prägt Geschichte und Kultur. Grosses Wissen war/ist vorhanden. Dass es immer weniger Wasser gibt, wird als Schicksal angenommen.

Hier waren Hotels und Essen super und auch Puppenspieler erfreuten uns.

So genossen wir eine gute Zeit und waren bereit für die Ausreise nach Turkmenistan.

Schulbesuche!!!

Am Vorabend kam auch der Englischlehrer bei uns vorbei und lud uns zu einem Schulbesuch am andern Morgen um 08.10 ein, welches wir gerne annahmen. Die Schüler erklärten uns, einfach der langen Dorfstrasse entlang auf der linken Seite sei das Schulhaus.

mit Englischlehrer

Pünktlich waren wir vor Ort, wunderten uns, dass die Schüler und der Lehrer nicht anwesend waren. Freundlich wurden wir begrüsst und in das Rektorbüro gebeten. Danach durften wir bei der morgendlichen Begrüssung dabei sein und es gab viele Fotos.

Danach fuhren wir weiter und kamen zur Abzweigung, welche wir fast verpassten. Plötzlich tauchte die Schülerin Oynur auf und sagte, Sie hätten schon lange auf uns gewartet. Dank ihrer Mutter, welche an der ersten Schule lehrte, erfuhr sie, dass wir zwar rechtzeitig, aber an der „falschen“ Schule waren.

Das gegenseitige Wiedersehen freute alle und so wurden wir durch die Schule geführt und konnten zwei modern installierte Englischschulzimmer besichtigen. Hier ist der Spirit gross, Englisch zu lehren. Der Regierungspräsident fördert dies mit einem Wettbewerb. Die beste Klasse kann 20 Tage nach London reisen! Diese Klasse hatte bereits den ersten Regionalpreis gewonnen und wurde Dritte im grossen Wettbewerb. Vom Direktor bis zu den Schülern herrschte riesiges Interesse, nächstes Mal diesen Wettbewerb zu gewinnen. Viel Glück – hier die bisher Besten!

Auf die Frage vom Direktor, was noch zu verbessern sei, hatten wir keine Antwort, war doch alles bestens eingerichtet. Nachträglich kam uns die Idee, Lizenzen für die Laptops/Handys mit englischen Onlinekursen anzubieten. So könnten sich interessierte Schüler intensiver inkl. Aussprache weiterbilden und messbaren Erfolg bieten.

An den Amadurya

Wir verliessen ungern diesen ruhigen Wüstenplatz und fuhren retour Richtung Buchara. Martin wollte unbedingt noch den riesigen Fluss erleben, der den Aralsee nicht mehr füllt.

Unterwegs besuchten wir die dritte Festung, speziell, da die 28 Wehrtürme ausserhalb der Mauern angebracht wurden und wahrscheinlich nur über Zugbrücken erreicht werden konnten.

Weiter fuhren wir über Land mit vielen Wasserkanälen bis zum grossen Amudarya, wo es eine lange Brücke gab, welche für Zug und Fahrzeuge abwechslungsweise genutzt wird.

Hier suchten wir einen Platz zum übernachten und fanden eine Bleibe nahe zweier Kanäle, welche grosse Mengen über je ein offenes Stauwehr abzweigten. Die Breite der Kanäle war wie die Aare, alles ursprünglich von Menschen mit Schaufeln ausgehoben.

Wir wurden intensiv bei unserem Abendspaziergang beobachtet und schlussendlich von vielen Schülern umringt. Sie nutzten die Gelegenheit ihr Englisch zu praktizieren. Toll diese Herzlichkeit.

Alte Festungen

Von Chiwa fuhren wir nordöstlich durch fruchtbares Gebiet mit einem kleinen See Richtung Wüste. Auch hier war der Wasserspiegel recht tief.

Zuerst besuchten wir die Festungsruinen der Toprak Kala aus dem 2.-4. JH. Diese wurde mit ungebrannten Lehmziegeln 40x40x10 cm (38 kg schwer!) errichtet. Imposant, diese Dimensionen und was immer noch vorhanden ist. Sie diente zum Schutz vor Überfällen von Nomaden. Das Wetter war so ideal, dass wir hinter der Burg für uns gekocht hatten – herrlich.

Weiter ging es dem See entlang in die Wüste zur Ayaz Kala. Bereits im 2. JH.BC lebten hier bis 2’500 Menschen mit ihren Tieren. Vor den Gefahren von plündernden Nomaden oder Heeren zogen sie sich in die Tunnel hinter den Mauern der Festung zurück. Sonst lebten sie in der Ebene wo früher hier ein grosser Fluss durch das damals sehr fruchtbare Tal floss – ist heute Wüste mit einem fast trockenen Wasserkanal in der Nähe.

Daneben war ein Jurtencamp, wo wir mit Sicht auf die Ebene im Fahrzeug übernachteten. Diese Ruhe, dieser Frieden, wir genossen es sehr und stiegen morgens und Abends zur grossen Burg hinauf. Frei, ohne Eintritt und nur mit sehr wenigen Leuten – richtig zum geniessen. 

Mangels Wasser wanderten die Leute im 6. JH. aus. Schon damals gab es klimatische Veränderungen und die Menschen mussten sich Anpassen. Dazu kam der Einfluss von der Religion und den verschiedenen Herrschern mit immer wieder ändernden Gebietsansprüchen.