Was für ein Kulturwechsel

Uns überraschte der Kulturwechsel von der Türkei nach Griechenland. Noch ähnlichen Landschaften, aber andere Menschen, anderer Glauben bis andere Strassen, Läden (sogar Lidl) und viel sauberer. Hier fühlten wir uns rasch viel wohler und willkommener.

Blick von der Fähre auf Kalava

Vom Hotel in Alexandroupoli fuhren wir an den Vistonida See mit dem St. Nikolaus Kloster. Welche Ruhe, welcher Frieden und ein so ein freundlicher Mönch. Es machte richtig Freude auch ein Bild von Saint George zu kaufen.

Wir machten einen Zwischenhalt in der Altstadt von Xanthi am Berg und fuhren um die Seelagune nach Kavala. Vorher besichtigten wir ein Camping am Meer, das und nicht zusagte. Was nun? Spontan  und etwas unvorbereitet, entschieden wir uns mit der Fähre auf die Insel Thassos zu verschiffen. Ein guter Entscheid, wie sich später herausstellte.

Und das Beste, wir hatten mit Starlink endlich wieder problemlosen Empfang via Satelliten. Seit Neuseeland kämpften wir mit dem Internet, mal mehr mal weniger. Es brauchte immer wieder viel Geduld. Schön, dass auch auf das Internet ohne Einschränkungen zugegriffen werden kann.

Brücke nach Griechenland

Wir fuhren dem Marmarameer nördlich entlang bis zur Brücke 1915 und danach westlich 120 km bis zur Grenze nach Griechenland.

Diese Brücke mit der „grössten“ Spannweite von 2023m nimmt Bezug auf die Hundertjahrfeier zur Gründung der Türkei von 1923. Sie wurde in einem Konsortium mit Südkorea in fünf Jahren gebaut und am 18.3. 2022 eröffnet (318 m Pylonen). Also mit viel Symbolik, wurden hier 1915 erste Schiffe der Briten und Franzosen versenkt und am 25.3. starteten die Alliierten einen Angriff auf Gallipoli.

Wir genossen diesen windigen Tag mit schönen Ausblicken.

Das Bauwerk ist insgesamt 5169 Meter lang und besteht aus einer 3869 Meter langen Hängebrücke in der Mitte und zwei 525 und 775 Meter langen Balkenbrücken als Rampen an den Seiten. Die Hängebrücke besitzt eine Spannweite von 2023 Metern zwischen den 318 Meter hohen Pylonen und jeweils 923 Metern außen. Der Fahrbahnträger der Brücke ist 36 Meter breit und bietet Platz für drei Fahrstreifen pro Richtung.

Wir waren früh dran und entschieden uns doch den Grenzübertritt zu wagen. Wegen zu langer Anwesenheit des Fahrzeugs (3 Mt. erlaubt, am Zoll unsere CH-Ausreise gemeldet) und „nicht bezahlter 6 CHF Autobahngebühr (es gab keine Zahlstelle) dauerte die Ausreise 2 h. Soviel Bürokratie???

Der Empfang in Griechenland war ganz anders und wir wollten uns in einem Hotel entspannen. Dies war eine gute Idee.

Sturm auf Gallipoli

Wir erlebten verschiedene Stürme auf der Halbinsel Gallipoli, einmal natürlich mit Wind und Böen und andererseits mit grossen geschichtlichen Auswirkungen.

Marmara-Meer mit zwei Übergängen, Fähre und in der Ferne die neue Hängebrücke

Von Canakkale wählten wir die halbstündige Fahrt mit der Fähre, um vom Asiatischen auf den Europäischen Kontinent zu wechseln. Windig war es schon eine längere Zeit, trotzdem verlief die Fahrt problemlos. Der Sturm mit Böen kam erst später und die Wellen schlugen am Kai empor.

Wir entschieden uns, auf dieser Halbinsel zu verweilen und Richtung Südspitze zu fahren. Es gab viele Burgen, Monumente, Besucher und uns wurde der Geschichtsträchtige Gedenkort bewusst. Zitat:

  • Die alliierten Streitkräfte (vor allem Grossbritannien, Frankreich, Australien und Neuseeland – die sogenannten ANZAC-Truppen) landeten auf der Gallipoli-Halbinsel, um die Dardanellen zu erobern und einen Seeweg nach Russland freizumachen.
  • Das Osmanische Reich, unter anderem mit Kommandanten wie Mustafa Kemal (später Atatürk), leistete heftigen Widerstand.
  • Die Schlacht wurde für die Alliierten ein katastrophaler Fehlschlag.
  • Für die Türkei und besonders für Mustafa Kemal war es ein entscheidender Moment, der später seine Rolle bei der Gründung der modernen Türkei stärkte.
  • Heute wird der 25. April als ANZAC Day in Australien und Neuseeland sowie als ein wichtiger Gedenktag in der Türkei begangen.

Interessant, von diesem Verlust an Menschen (200’000 über 8 Monate Grabenkrieg) hatten wir in AUS und NZ auch einiges gesehen und den Wendepunkt in ihrer Politik wahrgenommen. Unter Winston Churchill fand ein Umdenken in der Führung statt und die Türken zelebrieren intensiv diesen Sieg. Auch nach dem 25. April sahen wir viele Busse auch mit Schülern, die zweite Brücken-Verbindung der Kontinente wurde mit 1915 benannt und an diesem Gedanktag eröffnet etc.

Mit welcher Grösse und Prunk dies zelebriert wird?

Wir genossen eher die schönen, recht windigen Ausblicke und einen wunderbaren Standplatz mit Blick auf die rege Schifffahrt durch diese zwei Kontinente.

Abschluss unserer Seidenstrasse in Canakkale

Diese geschichtsträchtige Ecke zwischen Vorderasien und dem Europäischen Kontinent mit der Schiffsverbindung zwischen Mittelmeer – Marmarameer – Schwarzes Meer wollten wir näher kennen lernen.
Es ist ein riesiges meist flaches und fruchtbares Gebiet, heute mit viel Bewässerung und jahrtausendealter Geschichte (erste Besiedlung 6’000 BC).

Nach dem Besuch von Troja wollten  wir wieder nah ans Meer. Dank einem Tipp vom „Österreichischen Kurt“ suchten wir den „super Platz“. Unser erster Versuch endete am Meer vor einem Gittertor mit millitärischer Bewachung. Klar, diese Meerenge ist strategisch wichtig. Der zweite Anlauf endete vor einem Hafen mit nicht sehr anmachendem Restaurant. Erst der dritte Anlauf endete auf einer Anhöhe mit herrlichem Ausblick und unten einen verwilderten Strand, der auch zum Schwimmen einlud. Abends bei dieser Ruhe dieses Farbenspiel beim Sonnenuntergang zu geniessen, ist einfach unvergesslich!

Anderntags fuhren wir an verschiedenen Orten vorbei zur Meeresenge, kauften ein und spazierten durch die Altstadt.

Etwas überraschend spazierten wir an einer glasierten Tontafel vorbei, welche vom Seidenweg mit Kamelen im Jahr 1996-1997 Xian, China bis Canakkale, Türkei berichtete. Wir hatten diesen Weg wesentlich konfortabler in fünf Monaten geschafft. Vielen Dank!

Troja

Die Geschichte vom Trojanischen Pferd hatte uns bereits als Kinder fasziniert. Ob es nur eine Erzählung ist?
Noch eindrücklicher ist die Mythologie, warum dieser Krieg stattfand. Die schöne Göttin Helena (alle Männer waren ihr verfallen) war verheiratet mit König Meleanos von Sparta. Sie verliebte sich in Paris, den Sohn des Königs Priamos aus Troja, der sie  nach Troja entführte. Meleanos zog zu ihrer Befreiung  in den Krieg und belagerte zehn Jahre die Stadt Troja. Erst dank Aphrodites Hinweis baute er dieses grosse hölzerne Pferd als Geschenk und meldete seinen Abzug.
Entgegen dem weisen Rat vom Priester Laokoon wollten die Trojaner das riesige Pferd (5 t, 9 m hoch)  in die Stadt holen. Dazu mussten sie ihre Mauern einbrechen. Nachts schlichen sich die Sparta-Krieger aus dem hölzernen Pferd und konnten so den Weg für Meleanos frei machen. Zitat: Traue nie einem griechischen Geschenk!
Helena war gar nicht in der Stadt und Meleanos musste weiter nach Ägypten und sie dort befreien. Danach konnten sie noch einige Jahre zusammen leben.

Aufgrund der Erzählungen wurde lange nach dem Standort von Troja gesucht. Um 1870 machte der deutsche Heinrich Schliemann erste Ausgrabungen und schenkte später die Fundstücke ans Berliner Museum. Nach dem zweiten Weltkrieg waren sie verschwunden und wurden erst 1990 wieder in Moskau und St. Petersburg neu ausgestellt.
Troja liegt auf einer Anhöhe und hat ein neueres Museum. Dort gab es schöne Ausstellungsstücke und viel Informationen über die Geschichte seit der ersten Besiedlung 6’000 BC. Erstaunlich, was bereits Jahrhunderte vor Christus an Kunst gefertigt wurde.

Zwei Tage am Meer

Wir genossen zwei ruhige Tage am Meer auf einem schönen Camping in einer riesigen Meeresbucht. Es war zwar immer noch recht kühl und das Wasser erst ca. 18 °C. Trotzdem genoss Martin einmal das sehr saubere Wasser.

Auch die Strandspaziergänge waren schön, konnte man hier der flachen Küste nach wandern. In die kleine Küstenstadt Burhaniye waren es 4 km, aber es tat gut. Hier genossen wir auch das bisher beste Pide – richtig fein. Die Türkei bietet auch gutes Gemüse, schmackhafte Orangen und die besten Erdbeeren ever (richtig rot, gross, süss, und sehr geschmackvoll) – 1 kg für 3.20 CHF.

Am Camping gab es doch schon einige vorwiegend türkische Fahrzeuge. Schön, wie es auch die Kinder hier geniessen. Hier eine Auswahl an verschiedenen Wohnformen.

In die Grossstadt Izmir?

Zuerst Nein, am Vorabend Ja – entschieden wir uns nach Izmir, der drei Mio. Stadt, zu fahren und deren Altstadt zu besichtigen.

Anstelle auf der Autobahn fuhren wir die kurze Strecke dem Meer entlang und kamen in der Mittagszeit nach Menderes, einer kleinen Vorstadt mit  engen Strassen und viel Verkehr. Vor einem schönen Frucht- und Gemüsemarkt konnten wir (etwas türkisch) halten und einkaufen. Später fanden wir einen schmalen Parkplatz an der Hauptstrasse, ein feines Minirestaurant und danach ein Kaffee mit Gebäck. Die Leute waren sehr nett und aufmerksam. Solche spontane Kontakte schätzen wir sehr. Die Türken sind recht tolerant und gewohnt, einfach den Hindernissen auszuweichen.

Etwas ausserhalb von Izmir fanden wir einen Campingplatz, eher ein Standplatz für eine Wohnwagen-Ausstellung. Aber in der Nähe gab es zwei Einkaufscenter,  eine U-Bahnstation, welche im 2024 neu eröffnet wurde und wir konnten das Auto waschen lassen.

Bei der U-Bahn-Station funktionierte das Drehkreuz mit unseren Kreditkarten einfach nicht. Warum? Ein Kontrolleur kam zu Hilfe und gab uns den Hinweis, dass heute ein Feiertag für Kinder war. Deshalb waren alle Fahrten gratis. Dies erlebten wir am Nachmittag mit  so vielen Spaziergängern am Pier.
Gut waren wir frühzeitig unterwegs, hatten fein gegessen und einige Kleinigkeiten eingekauft. Das Erdbeben von Istanbul  hatten wir auch sehr kurz gespürt, ohne irgendwelche Aufregung. Alles gut!

Menschen in Ephesus

Kreuzfahrtschiffe können in Kusadasi anlegen und mit den Bussen kommen so viele Touristen einfach zu der bekannten Ausgrabungsstädte Ephesus. Entsprechend haben sich auch die Türken organisiert mit 40 Euro Eintritt, weiteren Museen für zusätzlich 15 Euro und vielen Tourguides, Shops, etc.

Für uns hiess es, am frühen Morgen zu starten und sich Zeit zu lassen. Die ehemalige Lage mit Meeresanschluss, war sicher sehr eindrücklich (heute versandet). Die  vielen, riesigen Anlagen mussten sehr spektakulär gewesen sein (vieles  durch Erdbeben, etc. zerstört).

Später im 6. JH. wurde die Hauptstrasse bereits „verkehrsberuhigt“ und die Wagen  konnten nicht mehr durch das verengte Tor fahren.

Da wir schon andere Ausgrabungen gesehen hatten, war die Grösse der Anlage und des riesigen Theaters neu. Aktuell wurde mit zwei riesigen Kränen teilweise neu gebaut. Ob es einmal so schön wie damals wird?

Bereits 1885 wurden Ausgrabungen von Österreich unterstützt. Daher gibt die ehemalige Bibliothek plastisch Eindrücke von Grösse und Schönheit wieder.

Schöne Eindrücke bleiben. Neu gelernt haben wir, dass die Säulen mit Eisen/Blei ausgegossen und verbunden wurden (rechts Löcher mit Ausfluss).

An der Küste gab es einen relativ schönen Sandstrandabschnitt mit vielen Autos, Campern und Abfall. Für uns eine Gelegenheit zum Mittagessen, aber mehr nicht. Wir fanden ein wunderbares Camping, so friedlich, sauber und schön – richtig herrlich.

Und wie verbrachten die Türken den Ostersonntag? In Meeresnähe auf einem riesigen „Picknickplatz“ erlebten wir viele Familien beim Grillen und Chillen.

Berühmtes Hierapolis Pamukkale

Viele Touristen kommen hierher. Es gibt drei Gründe, einerseits die griechisch/römischen Ausgrabungen von Hierapolis, zweitens die spannende Erfahrung zu Fuss über die nassen Kalkfelsen zu wandern und drittens der Ballonflug am frühen Morgen.

Wir waren froh, dies mit genügend Zeit und in Ruhe zu erleben, nicht wie viele der Gruppen mit ihren getakteten Busfahrten. Am Morgen wanderten wir mit wenigen  Personen über die Kalkfelsen hinauf. Dies war auch für uns ein neuartiges Erlebnis. Um die Verschmutzung zu reduzieren, muss man die Schuhe ausziehen und spürt somit direkt diese vielfältigen Kalkrippen und warmes sowie kaltes Kalkwasser – wunderbar!

Oben angekommen gab es einen herrlichen Ausblick und viele Touristen, welche nur von oben kommen.

Weiter oben auf dem Plateau findet man die antike Stadt mit Museum, Theater etc. In der Arena beobachteten wir das „Spektakel“ der Touristen.

Über das weitläufige Gelände wanderten wir 9 km mit dem herrlichen Ausblick in die Schneeberge. Besonders beeindruckend waren für uns auch die vielen in den Felsen gehauene Wasserkanäle und der viele rote Mohn.

Für den ca. einstündigen Ballonflug zum Sonnenaufgang mussten die Leute um 6.30 bereit sein. Martin startete an zwei Morgen etwas später und konnte mit der Drohne sich viel freier und unbeschwerter  in der Luft bewegen.

Weiter nach Pamukkale

Von dem schönen Sagalossos auf 1’900 m genossen wir die Fahrt über die Hügel retour an einfachen Gebäuden vorbei.

In den Ebenen fanden wir viele trockene Flüsse und auch wenig bis kein Wasser in den Seen. Dort wo bewässert wird, wächst vieles, auch Reben.

Unseren Zwischenhalt genossen wir an einem Ort, wo über alle Hügel Lavendel angebaut und in der Saison verkauft wurde.

So kamen wir nach dem Touristenort Pamukkale mit seinen Kalkfelsen. Wir waren glücklich, dass wir mitten im Dorf unseren Standplatz fanden. Zuerst ganz allein, am Ostersonntag mit sechs andern Fahrzeugen.