Dauer 25 Minuten
Auf Tuchfühlung
Wir verlassen Lahore früh und fahren Richtung Grenze nach Indien.



In Pakistan sind wir 3140 km gefahren, zuerst in anstrengendem Konvoi, später hinauf in herrliche Berglandschaft, dann wieder in flache, recht fruchtbare Täler. Dieses Land bleibt für uns fremd – wie auf einem anderen Planet oder vielleicht wie vor mehr als 50 Jahren. Ausserhalb Islamabad fanden wir sehr ärmliche Verhältnisse vor. Die Freundlichkeit der Menschen, die behördliche Willkür, die Armut und der „Dreck“ bleiben mit vielen Eindrücken in Erinnerung.
Die Ausreise benötigt auch diesmal länger als die Einreise nach Indien. Warum diese „Machtspiele“? Ein Beamter ist der Chef und will alles selber regeln und in die Bücher, in das Carnet de Passage eintragen/stempeln, etc.. Unsere Namen werden an diesem Tag sicher 10 mal an verschiedenen Stationen in grosse Bücher eingetragen.
Der Übertritt nach Indien findet an einem grünen Eisengittertor statt. Sehr formal übergibt der Pakistanische Soldat am weissen Strich dem Indischen Soldat unsere Pässe.
Im Moment ist dies der einzige Grenzübergang und wird wenig genutzt. Trotzdem werden Abend für Abend auf beiden Seiten Paraden abgehalten – wer ist der Bessere, wer hat die schönere Parade, die grössere Fahne auf dem höheren Masten – und dann feierlich das Tor geschlossen.
Vor dem Eindunkeln erreichen wir das Bhandari-Guesthaus, ein in englischem Kolonialstil erbautes Haus mit grossem Garten für unsere 18 Fahrzeuge. Wir können ruhig „im Paradies“ bei angenehmen Temperaturen schlafen.
So ruhig wie auf dem Bild war die Fahrt dann doch nicht, überholen rechts/links, trotz getrennter Fahrbahn entgegenkommende Töffs, Fahrzeuge aller Art und viele Tiere.





Anderntags fahren wir mit den Tuk-Tuks in die Stadt Amritsar in den Golden Tempel. Für die Sikhs ist es ihr wichtigster Ort. Heute ist zudem Feiertag und somit sind sehr viele Menschen anwesend. Ständige Tuchfühlung und viele Kontakte werden unvermeidlich. Soviel Leben, Farben, Eindrücke auf einmal!!!

















Trotzdem nach gemeinsamen Besuch gehen wir weiter zum Essen, in den Basar, lassen zwei Punjab-Sari schneidern, können Geld beziehen und Früchte einkaufen. Toll solche intensive Momente erleben zu dürfen!
Islamabad – Lahore
Über die Nacht hat es geregnet und oben geschneit – es gibt herrliche weisse Berge jetzt auch in tieferen Lagen. Wir verlassen früh unser Nachtlager auf 2’500 m und fahren los. Von überall fliesst Wasser über die Strasse und die Löcher wurden gefüllt von Schlamm und Wasser. Wenn man für 122 km 5 h (mit Pausen 6.5h) braucht, kann man sich in etwa vorstellen, was dies heisst. So viele Kurven, teilweise über Natur-(schlamm) -Strassen, über einen im Bau befindlichen Staudamm, ja es gab viel Abwechslung.
Die nächsten 170 km über die Autobahn kam uns vor, wie fahren über Samt.























390 km Autobahn am nächsten Tag kommen uns „easy“ vor. Von 500 m über eine Bergkuppe von 800 m hinunter ins flache Tal von gut 200 m ü.M.
Mit Zwischenstopps für Kaffee und Mittagessen kommen wir früh in Lahore an. Gaby kann in Ruhe waschen.




In Lahore besuchen wir die Mosche aus dem 16 JH. und die Altstadt. Ein Mogul hatte diese riesige Mosche, ein Fort und seinen Palast errichten lassen. Spezielles wollte er seiner Königin mit dem Spiegelsaal bieten. Leider verstarb sie mit 39 Jahren noch vor der Eröffnung.












Palast mit Spiegelsaal.





Riesiges Fort, auch von Engländern genutzt




Die Altstadt wurde für das Fest geschmückt, wirkt bei geschlossenen Läden aber sehr einfach und staubig. Uns faszinieren die Trommler, Töffahrer und die einfache Stromversorgung.
Abends gibt es noch ein feines pakistanisches Nachtessen.









Über Babusar Pass mit 4’170 m
Anstatt wieder das lange Tal retour können wir dank gutem Wetter über den Pass Babusar fahren.
Von 1’200 m starten wir um acht Uhr bei bereits 24 °C und fahren bis auf 4’170 m mit 4 °C und starkem Wind.
Unterwegs finden wir viele Menschen die lange Wege auf sich nehmen für ein Treffen (Beerdigung oder?). Wie Ziegen kraxeln sie steile Hügel empor.
Die Strassen sind erstaunlich gut, wenn es dazwischen auch ganz kritische Stellen gibt. Martin geniesst dieses Fahren, meist ohne Verkehr mit sehr viel Abwechslung. So viele Kehren und diese Höhen – bis Jungfraujoch – gibt es bei uns nicht. Das Fahrzeug hat weniger Probleme als wir; uns fällt das Atmen und Wandern bei starkem Wind und Kälte schon schwerer. Trotzdem geniessen wir den Blick in die Täler, finden sogar ein bisschen Schnee und trinken den eigenen Nespresso.
Einige Eindrücke vom Leben in den Bergen





Es gibt sehr viele kleine Dörfer und viele Hotels unterwegs. Wie überall wird hier auch viel gebaut. In den Sommermonaten muss hier echt viel los sein. Dass die Menschen der Hitze unten entfliehen um die Kühle der Berge geniessen zu können, ist für uns nachvollziehbar.
Das eigene Mittagessen geniessen wir an einem reissenden Bach – einfach herrlich. Unser Standplatz ist nach Naran, einer grösseren „Stadt“ an der Bergstrasse. Hier fängt es Abends an zu regnen. Gestern Nacht war auf dem Pass 3 °C. Wenn es gestern geregnet/geschneit hätte, wir wären nicht über den Pass gekommen – Glück gehabt!
Über Babusar Pass mit 4’170 m
Herrliche Fahrt über einsame Täler und über hohen Pass.
Passu-Gletscher
Schon interessant, hier kann man mit dem Landcruiser auf alle „Alpen“ fahren, heute bis 2’800 m ü.M. umrahmt von Bergen bis über 7’000 m. Von da wanderten wir hinauf Richtung Passu-Gletscher. Auch Gaby schafft es auf dieser Höhe zu wandern!
Hier unterscheiden sie weisse und schwarze Gletscher (schwarz gestern bedeckt mit Kies und Steinen).



Mit Landcruisern hoch, Teepause, Wandern und Mittagessen.









Shimshal Valley
Wir Abenteurer sind schon etwas verrückt. Gut weiss man nicht alles im Voraus.
Dieses Mal ging es in ein Seitental mit abenteuerlicher Strasse über 50 km hinauf ins Bergdorf Shimshal mit ca. 1’000 Bewohnern, eigenen Schulen und Spital. Erst seit 2003 ist das meist abgelegene Dorf über eine Strasse erreichbar.
Anscheinend können sie vom Alpentourismus über die 4-5 Sommermonate leben. Für die Erschliessung mit Wasser (Quellwasser schwierig), Strom (seit 3 Jahren Wasserkraftwerk) und Strasse (nur schmale schlechte Naturstrasse) müssen sie selber aufkommen. Im Winter fehlt die Sonne 40 Tage lang und wie oft die Strasse von Schnee und Wassermassen gesperrt ist, können wir nur erahnen.
Wir fahren über den Hunza Richtung Seitental Shimshal.
























Ich lerne einen Bergführer in seinem Garten kennen, seine Frau wäscht von Hand in einer flachen Schüssel am Boden. Sein Bruder ist Lehrer und hat am Sonntag Zeit für mich. Sie sind Selbstversorger mit Gemüse, Salat, Weizen, Äpfel, Aprikosen etc. Ich geniesse die Sonne und Berge auf ihrem steinigen Gartenstuhl.





Der Rückweg ist etwas kürzer. Obwohl es anscheinend keine Unfälle gab, sind wir froh unten wieder heil anzukommen.






Hunza Valley
Von Islamabad sind wir in drei Tagesetappen meist dem Indus entlang enge Täler hinauf gefahren. Am ersten Tag bis Besham zuerst noch ganz ideal über eine Autobahn/-strasse, dann durch enge Schluchten mit sehr lebendigen Dörfern.











Der zweite Tag bis Chilas im Konvoi war sehr ermüdend – 8.5 Fahrstunden für 230 km ohne richtige Pausen mit z.T. sehr schwierigen Strassenverhältnissen ohne viel Abwechslung!
Da tauchen schon Fragen auf, ob sich das Ganze lohnt. Später versteht man mehr: Sie bauen einen riesigen Staudamm. Deswegen werden auf jeder Bergseite hoch oben neue Strassen in den steilen Fels geschlagen.
Dafür konnten wir den dritten Tag bis Gulmit doppelt geniessen – herrliches Wetter im ganz speziellen Hunzatal mit vielen individuellen Stops.


















Unser MG-Bobil wird in Ali Abad gewaschen und letzte Einkäufe werden vor dem Schlussspurt in das Feriendorf Gulmit getätigt.






Alexander der Grosse war schon hier und daraus hat sich ein anderer Menschentyp entwickelt. Früher waren sie Buddhisten, heute sind sie Moslems. Sie haben auch spezielle Autonomie wegen der Nähe zu China, z.B. Autos ohne Nummern und Steuern. Hier ist es auch viel sauberer, gepflegter und neben den vielen steilen Bergen gibt es auch grüne Täler und viel (Gletscher-)Wasser. Nach über 7 Wochen haben wir auch wieder einmal Regen erlebt und wir geniessen die Kühle und Frische auf fast 2500 m ü.M..
Hier bleiben wir 5 Tage und verschiedene Ausflüge sind geplant. Hier Eindrücke aus einem Dorfrundgang.






Wir besuchen ein 900 jähriges Haus in Gulmit. Über eine kleine Türe mit Vorraum gelangt. man in den Hauptraum, wo bis 20 Personen lebten – Frauen rechts – Männer links. Dahinter Vorratskammer. Toiletten waren draussen.









Am letzten Tag stiegen wir über 1’600 Granittreppen auf den „Dorfberg“ hoch mit einem herrlichem Rundblick. Wir besuchten eine lokale Schule. Hier gibt es staatliche Schulen, besser sind jedoch die lokalen Schulen. Hier treffen sich Mütter mit ihren Kindern (ab einem Monat). Bereits ab 4 Jahren wird die Hauptsprache Englisch (4 Teile), und je 1 Teil in Urdu (gemeinsame pakistanische Sprache) und Arabisch (Religion für Moslems) gelernt.
Es folgte ein traditionelles Mittagessen im Haus von Karim, unserem Reisebegleiter. Herzlichen Dank für die Gastfreundschaft.










Unser Abschluss ist im Dorf bei Mädchen-Fussballmatch.



Hunza Valley
In Pakistan auf dem Weg nach China fuhren wir im Konvoi das das Hunza Tal hinauf bis auf rund 2’500 m ü.M.
Kunjirap Daban Pass auf 4735 m ü.M.
Von 2500 m ü.M. sind wir auf den Pass mit direkter Verbindung zu China hinauf gefahren. Im Voraus wird vor Gefahren wie schwierige Strasse, Motor-Leistungsreduktion, Militärkontrollen, Atemproblem etc. gewarnt. Wir erlebten einen Traumtag ohne irgendwelche Probleme.

Gaby wollte unten bleiben, so fuhr ich mit Michael als Mitfahrer in einem kleinen, wendigen 4×4 Wohnmobil hoch. Wir sind als Erste losgefahren und konnten beliebig halten und fotografieren. Wir waren überrascht, wie schnell wir trotz div. Kontrollpunkten oben waren, aber auch etwas enttäuscht, da auf dieser Höhe noch kein Schnee lag. Noch vor 10 Tagen war der Pass wegen Schnee gesperrt, aber dieser ist in der Zwischenzeit geschmolzen.






Für China und Pakistan ist dieser Pass sehr wichtig, auch als beste Verbindung in den arabischen Raum. Offiziell ist er gesperrt, ein Austausch von Containern und Waren sind trotzdem mit Wechsel von Fahrzeugen möglich. Schade ist, dass die Lastwagen von Pakistan leer hochfahren und voll beladen hinunterfahren, d.h. China exportiert viel und importiert nichts.
Auf der Fahrt erleben wir viele verschiedene Schneeberge von 6000-8000 m ü.M.






